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Der tendenzielle Fall der Exklusivitätsrate

2009, Musée Rath, Genf

Kollektivausstellung Post Tenebras Luxe

Geschmack ist auch eine Frage der sozialen Klasse. Vermögende Menschen sind grundsätzlich darauf bedacht, ihre Überlegenheit mittels exklusiver Vorlieben und Praktiken kulturell zum Ausdruck zu bringen. Da sich sozialer Aufstieg in der Aneignung klassenspezifischer Codes äussert, ist die „High Society“ gezwungen, stets neue Stil- und Geschmacksformen hervorzubringen, welche wiederum das kulturelle Exerzierfeld der aufstrebenden Klassen bilden. Exklusive Aktivitäten tendieren also dazu, sich zu popularisieren. Reisende haben Touristen Platz gemacht, Rentner spekulieren an der Börse, Lehrlinge tragen Luxusmarken, Bauern spielen Golf, Teenager rauchen Zigarren, Arbeitslose fahren dicke Autos, junge, dynamische Kaderangehörige investieren in zeitgenössische Kunst. Mit den sechs hundert Franken, die uns für diese Ausstellung zur Verfügung standen, haben wir ein zeitgenössiches Kunstwerk erstanden. Unser Vorhaben war kein leichtes, denn selbst in einem Markt mit fallender Tendenz ist dies ein geringer Betrag. Nicht zuletzt deshalb waren wir gezwungen, eine Strategie zu entwerfen: bei wem und was genau sollen wir kaufen, wer kann uns beraten, wie können wir den Wert eines Kunswerks bestimmen? Wir haben die Rolle eines ahnungslosen Paares übernommen, das sich mit zeitgenössischer Kunst vertraut machen will. Die verschiedenen Etappen unserer Initiation sind in einem Fotoroman dargestellt [Auszug]. Dieser, ergänzt durch das von uns erstandene Kunstwerk – ein Tiefdruck von Martín Castiella –, wurde im Musée Rath ausgestellt.